Montag, 22. Januar 2018

Ich bin die

Ich bin die, die du nicht kennst,
ich bin die, die nicht ist,
ich bin die, die du fürchtest,
ich bin die, die du noch nicht lieben kannst,
ich bin die, die niemand begehrt,
die aber sich von allem auffressen lässt,
ich bin die, die wirr ist im Kopf,
die kopflos durch den Tag wandert,
ich bin die, die die Nacht herbeisehnt,
ich bin die insomnia, die, die sie liebt,
die Nacht mit ihrer Stille und ihren grauen
Farben, die keine Schrillheit mehr kennt,
die sich ausgezaubert hat, die schleierhaft
nur um Schemen weiss,
die Vorhänge vor sich spannt,
die nur noch in trüben Wassern fischt,
ich bin die, die ihr nicht wolltet,
sie verfolgt mich, übermannt mich
und überfraut mich,
ich bin die, die sich nicht traut, die zögert
und hadert, die den Widerspruch zulässt,
die sich nicht mehr anpasst,
die auch nicht mehr hysterisch wird,
sie lacht über die Hysterie der Welt,
sie ist die, die über und in den Dingen steht,
sie die Geächtete, sie die Ausgestossene,
die lacht über alles, was sie euch gesagt haben,
was wahr ist,
ich bin die, die sich selbst gebären wird aus Asche
und Staub,
sie, die ihre grau gewordenen Haare rauft,
die, die zum Fürchten ist,
die, die durch die Schleier blickt,
die sich vor der Welt verbirgt,
die sich durch die Welt verdirbt.
Ich bin die, die du nicht gerufen hast,
die du nicht gewollt hast,
ich bin die Erinnerung, ich bin das Gestern,
das Morgen,
das noch Ungeschehene in den Geschehnissen
der Zeit.
Eideen, 22.1.18

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