Samstag, 2. Juli 2016

Verletzlich (Prosalyrik)



Verletzlich
und wenn du dir wirklich die Haut vom Leibe ziehen würdest,
welche Wahrheiten würden darunter zum Vorschein kommen,
die du niemals auf facebook posten würdest...
welches Tabu würdest du brechen in dieser Zeit ohne vermeintliche Tabus...
während die Leichen von Flüchtlingen im Mittelmeer schwimmen,
schaltest du den Fernseher ein und ziehst dir die EM rein,
willst nicht wahrhaben, dass wir schon längst im dritten Weltkrieg mitten
drin sind.
Es ist ein langsames Sterben, ein langsames Absterben deiner Seele,
dem auch irgendwann dank Medikamentenmafia, das körperliche Absterben
folgt, schön verlangsamt.
Bloss nicht das Hässliche, die Fratze des neoliberalen Monsters entdecken,
bloss nicht die eigene Zwangsjacke, freiwillig und mit einem Lächeln selbst
angelegt anschauen,
bloss nicht dich selbst wirklich fühlen, wirklich wahrnehmen,
in deinem total vereinsamten Leichnam
und trotzdem noch scheint die Sonne, keine künstlich erzeugte,
oder vielleicht doch?
Wer weiss es schon so genau?
Wir wissen fast nicht mehr, was menschlich heisst in dieser Selbstoptimierungshysterie.
Ich male die schlimmsten surrealistischen Bilder in meinen Nachtträumen und wache mit
entsetzten Augen auf,
denn die Bilder der Nacht sind harmloser als die tagtägliche Realität.
Schlage mich blutig, klopfe mich auf, lege mir ein Fegefeuer unter meine Füsse,
und lass die Monsterwelle über mich schwappen,
lass mich aus diesem neongelben Traum erwachen...
in das Land wo Mensch noch Mensch sein darf.

Eideen, 2.7.16

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